Weder Vergnügungspark noch Museum
Seit 1994 unterstützt der Schweizer Heimatschutz die Aktivitäten der «Fondazione Valle Bavona» und deren vielfältige Projekte zur Erhaltung und Pflege des Bavonatals, einer einmaligen Kulturlandschaft weit hinten im Vallemaggia. Rachele Gadea-Martini¹), die Präsidentin dieser Stiftung, gibt in einem Gespräch Einblick in ihre Arbeit und beschreibt die Herausforderung, ein über Jahrhunderte geschaffenes Erbe hochzuhalten und gleichzeitig die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft zu berücksichtigen. Für sie ist klar, dass das abgeschiedene Tal nicht zur «alpinen Brache» werden darf, dass es aber auch ein unverzeihlicher Fehler wäre, das Val Bavona zum Vergnügungspark oder zum Museum zu machen. Was macht die Faszination des Val Bavona aus, was soll in diesem dichten Gefüge von terrassierten Hängen, Kastanienhainen und kompakten Weilern alles erhalten und gepflegt werden? Die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. Bruno Donati, ehemaliger Direktor des Museo Vallemaggia, führt ein in die Geschichte des «bekannten und doch unbekannten Tals», und Adrian Schmid, Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes, beschreibt das Engagement des Dirigenten Hans Rosbaud, der mit seinem Legat die Grundlage für unsere Aktivitäten im Val Bavona gelegt hat.
Peter Egli, Redaktor
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Splüi Bèla
Die Splüia Bèla bei Puntìd ist eine wundersame Behausung unter einem gigantischen Felsendach. Sie diente einem Hirten und seinen Tieren als Unterschlupf: wenige Quadratmeter für die Hütte, anschliessend der Ziegenstall mit Platz für 80 Tiere. Die Splüia Bèla wurde bis 1987 als Maiensäss genutzt. (Foto: SHS)
Selten ist eine traditionelle Kulturlandschaft so intakt erhalten, wie dies im Val Bavona, weit hinten im Maggiatal, der Fall ist. Hier lässt sich ein dichtes Gefüge von terrassierten Hängen, Kastanienhainen und kompakten Weilern erleben, das über Jahrhunderte von Menschenhand geschaffen wurde.
Das Val Bavona ist ein Seitental des Maggiatals und zählt zu den schönsten alpinen Kulturlandschaften des gesamten Alpenbogens. Es beginnt bei Cavergno auf rund 450 Metern ü.M. und endet auf über 3000 Metern Höhe beim Basodino-Gipfel. Senkrechte Felswände und steil abfallende Wildbäche prägen die Landschaft. Charakteristisch sind die überall verstreuten riesigen Felsbrocken von Bergstürzen, nach denen sich Wege, Strassen und ganze Dorfteile richten. Terrassierte Hänge, Kastanienhaine und kleine, kompakte Weiler bilden ein dichtes Gefüge, über Jahrhunderte von Menschenhand geschaffen. Unzählige Ställe und Wohnhäuser aus Granit und Kastanienholz präsentieren sich nahezu unverändert. Das Bavonatal ist im Bundesinventar der schützenswerten Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) eingetragen. Dies reicht nicht aus, um diese Landschaft mit ihrem erstaunlichen natürlichen und kulturellen Reichtum zu erhalten. Deshalb unterstützt der Schweizer Heimatschutz seit 1994 die Aktivitäten und Projekte der Fondazione Valle Bavona zur Erhaltung und Pflege des Bavonatals mit substanziellen Beiträgen.
Die Publikation des Schweizer Heimatschutzes vom Februar 2011 Heft als PDF (Format A4, 2,6 MB).
In dieser Zeitschrift wurde auch ein Spiel als PDF (Format A3, 535 kB) veröffentlicht, ein Spielfeld für ein Würfelspiel.
Erich Brauchli v/o Chüngel
¹) | Rachele Gadea-Martini ist die Nichte des Schriftstellers Plinio Martini, der das Leben in diesem Tal so treffend beschrieben hat. |
Sende ein E-mail an Erich Brauchli Erich Brauchli (erich@brauchli.eu) für Kommentare jeder Art, für hochauflösende elektronische Kopie oder Papier-Abzüge.