transumanza
Wo immer über das Val Bavona geschrieben wird, da kommt auch das ‟Transhumanz” (trasumanza) vor. Darunter versteht man etwas, was in vielen Berggegenden der Schweiz vorkommt, nämlich die ‟Drei Stufen Landwirtschaft” (Hof — Maiensäss — Alp).
Die «Fondazione Valle Bavona» und «Valle Maggia Turismo» haben zusammen ein interessantes Faltblatt zu den Themen ‛Trasumanza’ und ‛Sentieri di pietra’ herausgegeben.
Siehe auch ➔ Vallemaggia Pietra Viva.
Siehe auch ➔ www.pietraviva.ch/vallemaggia_testo.php?tes=140 (Vallemaggia Pietra Viva).
Erich Brauchli v/o Chüngel
Die Dreistufenwirtschaft fasst in der Landwirtschaft eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes über die Höhenstufen im alpinen Raum ins Auge.
Die Dreistufenform der Transhumanz ist vornehmlich in den Zentralen Alpen verbreitet, in Westösterreich, den Bayerischen Alpen, im Südtirol und Trentino, in den Schweizer Alpen und den französische Hochalpen, dort, wo enger Talsiedlungsraum sich mit weiten hochmontanen Fluren findet.
Die Bauern in den alpinen Regionen zogen mit ihrem Vieh dem Futter nach. Das heisst, sie wechselten mehrmals jährlich von einem Stall zum anderen, bildet also eine Form der Transhumanz.
Diese Form der Bewirtschaftung funktionierte jahrhundertelang und war lediglich eingeschränkt durch den Umstand, dass viele Menschen in der warmen Jahreszeit ausserhalb des Tales ihrem Broterwerb nachgehen mussten und somit vor allem die weibliche Bevölkerung zurückliessen, die diese Dreistufenwirtschaft aufrechtzuerhalten hatte.
Ein tiefgreifender Wandel erfolgte im 20. Jahrhundert: Zum einen sollte die Landwirtschaft durch neue Erwerbszweige, die sich in der Nutzung der Wasserkraft und im aufkommenden Fremdenverkehr boten, stetig und statistisch deutlich belegt an Bedeutung verlieren. In manchen Gegenden der Schweiz, beispielsweise in der Innerschweiz, in Graubünden und im westlichen Berner Oberland war dieser Wandel weniger ausgeprägt und die Alpwirtschaft spielt bis heute noch eine wirtschaftliche und auch kulturelle Rolle und trägt auch wesentlich zur Landschaftspflege bei.
Auf der anderen Seite machte auch die Landwirtschaft selbst einen grundlegenden Wandel mit, welcher innerhalb kürzester Zeit einen gewaltigen Technisierungsschub verbunden mit Zeitersparnis und Verkürzung der Wege mit sich brachte. Weniger Landwirtschaft bedeutet, dass die landwirtschaftlichen Güter des Tales und jene der Alpen ausreichen. Der Technisierungsschub sowie die Verkürzung der Wege bedeutet, dass die noch gegebene Maiensässbewirtschaftung vom Tal aus durchgeführt werden kann.
Bis zur verkehrstechnischen Erschliessung der Maiensässgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und sich gelegentlich noch heute so vorfindet.
Siehe auch: ➔ Dreistufenwirtschaft (Wikipedia).
Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Dreistufenwirtschaft.
Transhumanz — oder Wanderweidewirtschaft — ist (nach der deutschen und romanischen Literatur) eine vorwiegend marktorientierte Form extensiver Fernweidewirtschaft unter der Obhut von Hirten mit einem klimabedingten, saisonalen Wechsel der in verschiedenen Höhenstufen liegenden Weidegebiete, da sie jeweils nur während einer Jahreszeit ausreichend Futter bieten. In der kalten oder trockenen Jahreszeit weidet das Vieh (zumeist) nah am dauerhaften Wohnort der sesshaften Eigentümer, während es die übrige Zeit auf entfernten Weiden in einer anderen Höhenstufe verbringt (im Regelfall im Gebirge). Die Eigentümer selbst betreiben Ackerbau oder gehen anderen Berufen nach.
Transhumanz findet in jeder Periode grundsätzlich auf natürlich entstandenem, zumeist nicht eingehegtem Weideland statt und ist insofern auch eine Form der Landnutzung, die Pastoralismus genannt wird. Eine Stallhaltung im Winter (wie bei der Alpwirtschaft) kommt bei den klassischen Formen nur selten vor und geschieht nicht aus klimabedingter Notwendigkeit.
Da die Wanderweidewirtschaft auf historische Kulturen von Hirtenvölkern zurückgeht und zum Teil auch zur Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) praktiziert wird, gehört sie zu den traditionellen Wirtschaftsformen. Wenn die Subsistenzproduktion im Vordergrund steht, spricht man auch von ‟transhumantem Agropastoralismus”. Ethnologisch betrachtet vereinen sich unter dem Begriff die Übergangsformen zwischen Vollnomadismus und völliger Sesshaftigkeit.
Transhumanz darf nicht mit Nomadismus verwechselt werden, auch wenn sie heute eine häufige Form der mobilen Tierhaltung ehemaliger Nomadenvölker ist.
Sofern die Eigentümer Ackerbau betreiben, wird dieser in aller Regel weitgehend unabhängig von der Viehwirtschaft betrieben; eine tiefgründige Wechselwirkung besteht nicht. Unter Umständen weiden die Tiere auf den abgeernteten Feldern, auf denen jedoch kaum oder gar kein Tierfutter angebaut wird.
Die Wanderungen — bei denen sehr grosse Distanzen von einigen hundert Kilometern überwunden werden — führen in der Regel aufgrund von sommerlicher Trockenheit in den Niederungen in höhere Lagen und von dort zurück, wenn Schneefall die Beweidung unmöglich macht. Es gibt jedoch auch umgekehrte Formen.
Das Wort ‟Transhumanz” bedeutet ‟auf die Gebirgsweide führen” und geht auf französisch ‛transhumer’ bzw. ‟transhumar” = ‟wandern” bzw. speziell ‟wandern von Herden” zurück. Eine andere Deutung bezieht sich auf lateinisch trans- und humus = ‟Erde” und wird mit ‟jenseits der bebauten Erde” übersetzt.
Siehe auch: ➔ Transhumanz (Wikipedia).
Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Transhumanz.
Maiensäss (bzw. Maiensäß), auch Maisäss (Maisäß), Maien, Vorsäss (Vorsäß), Hochsäß, Niederleger, in Graubünden auch rätoromanisch ‟acla”, bezeichnet eine Sonderform der Alp: eine gerodete Fläche mit Hütten und Ställen. Auf jedem Maiensäss steht mindestens ein kleines Haus und ein Stall; als Ensemble weist es zuweilen einen dörflichen Charakter auf (Alpdorf), insbesondere mit eigener Kirche. Ein Maiensäss liegt noch unter der Baumgrenze auf ca. 1200 bis 1600 Meter Höhe (Niederalpen). Die Mittel- und Hochalpen mit den Bergmädern schliessen darüber an.
Maiensässe sind besonders in den schweizerischen Kantonen Graubünden und Wallis, im westlichen Tirol und in Vorarlberg verbreitet.
Das Wort ‛Maiensäss’ leitet sich vom Monat Mai ab, in dem man das Vieh zum ersten Mal auftrieb; es bedeutet damit ‛Maiensitz’. Die gleiche Motivik kennt das synonyme Langsifart (Frühlingsfahrt). Eine Ableitung von Mähen ist sprachlich und sachlich nicht möglich.
Das Wort findet sich als ‛maygen gesäss’ erstmals 1380 in Vorarlberg belegt. Das Schweizerische Idiotikon belegt das Wort ab 1540 (meiensess), und zwar aus dem an Vorarlberg anschliessenden St.Galler Rheintal (Grabserberg). Das Wort ist in der Schweiz bis heute ostschweizerisch basiert; das gleichbedeutende bernische und innerschweizerische Vorsäss bezeugt das Idiotikon hingegen schon ab 1372. Das Grundwort ist der bodenständigen mundartlichen Aussprache zufolge mittelhochdeutsch ‛sëss’ ‟Sitz” und ist demnach mit kurzem [ε] auszusprechen; die heute oft übliche Aussprache mit langem [ε:] ist etymologisch unrichtig.
Ehemalige Walsersiedlung Medergen bei Arosa, heute Maiensäss.
Die Maiensässe stellen eine kulturlandschaftliche Besonderheit dar. Ihre Entstehung geht auf die jahrhundertealte Geschichte der Dreistufenwirtschaft in der Landwirtschaft zurück, einer Form der Transhumanz. Die Eigenständigkeit besteht darin, dass meist die gesamte Hofwirtschaft auf den Maiensäss zog, während in anderen Alpenregionen nur die Alp-/Sennbelegschaft die Saison in den Hochlagen verbrachte. Die Dreistufenwirtschaft fasste bis ins 20. Jahrhundert eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes im hochalpinen Gebiet ins Auge.
Bis zur verkehrstechnischen Erschliessung der Maiensässgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und gelegentlich noch heute so geschieht. Daher sind auf vielen Maiensässen gute Keller angelegt, da man die Milchprodukte meist erst mit der Alpabfahrt zu Tal brachte: Auf dieser Lagerwirtschaftsform der Sennerei beruht der Ruf des Schweizer, Vorarlberger und Tiroler Bergkäses, eines extrem haltbaren Hartkäses.
Siehe auch: ➔ Maiensäss (Wikipedia).
Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Maiensäss.
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