Transhumanz

transumanza

Val Bavona …

e la trasumanza

Wo im­mer über das Val Ba­vo­na ge­schrie­ben wird, da kommt auch das ‟Trans­hu­manz” (tra­su­man­za) vor. Dar­un­ter ver­steht man et­was, was in vie­len Berg­ge­gen­den der Schweiz vor­kommt, näm­lich die ‟Drei Stu­fen Land­wirt­schaft” (Hof — Mai­en­säss — Alp).

Die «Fon­da­zio­ne Val­le Ba­vo­na» und «Val­le Mag­gia Tu­ri­smo» ha­ben zu­sam­men ein in­ter­es­san­tes Falt­blatt zu den The­men ‛Tra­su­man­za’ und ‛Sen­tie­ri di pie­tra’ her­aus­ge­ge­ben.

Siehe auch ➔ Vallemaggia Pietra Viva.

Siehe auch ➔ www.pietraviva.ch/vallemaggia_testo.php?tes=140 (Vallemaggia Pietra Viva).

Erich Brauchli v/o Chüngel

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Tanshumanz in ‛Wikipedia’
Dreistufenwirtschaft

Die Dreistufenwirtschaft fasst in der Landwirtschaft eine umfassende Nutzung der gesamten Vegetation des Lebensraumes über die Höhenstufen im alpinen Raum ins Auge.

Verbreitung

Die Drei­stu­fen­form der Trans­hu­manz ist vor­nehm­lich in den Zen­tra­len Al­pen ver­brei­tet, in West­öster­reich, den Baye­ri­schen Al­pen, im Süd­ti­rol und Tren­ti­no, in den Schwei­zer Al­pen und den fran­zö­si­sche Hoch­al­pen, dort, wo en­ger Tal­sied­lungs­raum sich mit wei­ten hoch­mon­ta­nen Flu­ren fin­det.

Ablauf

Die Bauern in den al­pi­nen Re­gio­nen zo­gen mit ih­rem Vieh dem Fut­ter nach. Das heisst, sie wech­sel­ten mehr­mals jähr­lich von einem Stall zum an­de­ren, bil­det al­so eine Form der Trans­hu­manz.

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  • Stufe Eins
    Tieflage/Tal­la­ge
    Hügel­land-/Mit­tel­ge­birgs­stu­fe
    kol­lin/sub­mon­tan
    Ökumene

     
    Die erste Stu­fe be­trifft das Heim­gut im Tal, das vom Früh­ling bis in den Herbst be­wirt­schaf­tet wer­den konn­te und Vor­rat für den Win­ter schaf­fen soll­te. Die da­zu­ge­hö­ri­gen Alp­re­gio­nen wer­den Nie­der­alp oder Nie­der­le­ger ge­nannt, das Vieh kann in der Hof­stel­le ein­ge­stallt wer­den.
  • Stufe Zwei
    Mittel­lage
    Gebirgs­stu­fe (Mon­tan­stu­fe)
    sub­mon­tan/mon­tan
    Sub­öku­me­ne

     
    Die Vor­säße oder Mai­en­säs­se, Un­ter­sta­fel (ale­man­nisch), Mit­tel­alm (bai­risch), Nie­der­le­ger (ti­ro­le­risch) be­fin­den sich auf et­wa 1'500 Me­ter über Meer, et­wa zwei Geh­stun­den über den Dau­er­sied­lun­gen: Gin­gen die Fut­ter­vor­rä­te im Tal zu En­de, trieb man das Vieh (Rin­der, Pfer­de, Scha­fe, Zie­gen) et­wa An­fang Ju­ni für et­wa drei bis vier Wo­chen auf die Mai­en­säs­se.
     
    Auch nach dem Hoch­alp­be­trieb war noch ein Nach­gra­sen am Vor­säß mög­lich, bis die eigent­li­che Alp­ab­fahrt statt­fin­det, und es dann end­gül­tig Win­ter­quar­tier in Tal­la­gen fand.
  • Stufe Drei
    Hoch­lage
    Hoch­gebirgs­stufe
    sub­al­pin/al­pin
    An­öku­me­ne

     
    Vom Vor­säß dort wur­de das Vieh im Ju­ni auf die Hoch­alp, Ober­le­ger, Ober­sta­fel in Hö­hen von et­wa 1'600 bis 2'000 Me­ter ge­bracht und Stu­fe drei war er­reicht. Wäh­rend der Alp­zeit wer­den die Wie­sen auf dem Mai­en­säss ge­mäht, in al­pi­nen La­gen auch Wild­heu­en. Mit­te Sep­tem­ber bis Mit­te Ok­to­ber kam das Vieh wie­der auf das Mai­en­säss.
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Diese Form der Be­wirt­schaf­tung funk­tio­nier­te jahr­hun­der­te­lang und war le­dig­lich ein­ge­schränkt durch den Um­stand, dass vie­le Men­schen in der war­men Jah­res­zeit aus­ser­halb des Ta­les ih­rem Brot­er­werb nach­ge­hen muss­ten und so­mit vor al­lem die weib­li­che Be­völ­ke­rung zu­rück­lies­sen, die die­se Drei­stu­fen­wirt­schaft auf­recht­zu­er­hal­ten hat­te.

Wandel im 20. Jahrhundert

Ein tief­grei­fen­der Wan­del er­folg­te im 20. Jahr­hun­dert: Zum einen soll­te die Land­wirt­schaft durch neue Er­werbs­zwei­ge, die sich in der Nut­zung der Was­ser­kraft und im auf­kom­men­den Frem­den­ver­kehr bo­ten, ste­tig und sta­tis­tisch deut­lich be­legt an Be­deu­tung ver­lie­ren. In man­chen Ge­gen­den der Schweiz, bei­spiels­wei­se in der In­ner­schweiz, in Grau­bün­den und im west­li­chen Ber­ner Ober­land war die­ser Wan­del we­ni­ger aus­ge­prägt und die Alp­wirt­schaft spielt bis heu­te noch eine wirt­schaft­li­che und auch kul­tu­rel­le Rol­le und trägt auch we­sent­lich zur Land­schafts­pfle­ge bei.

Auf der an­de­ren Sei­te mach­te auch die Land­wirt­schaft selbst einen grund­le­gen­den Wan­del mit, wel­cher in­ner­halb kür­zes­ter Zeit einen ge­wal­ti­gen Tech­ni­sie­rungs­schub ver­bunden mit Zeit­er­spar­nis und Ver­kür­zung der We­ge mit sich brach­te. We­ni­ger Land­wirt­schaft be­deu­tet, dass die land­wirt­schaft­li­chen Gü­ter des Ta­les und je­ne der Al­pen aus­rei­chen. Der Tech­ni­sie­rungs­schub so­wie die Ver­kür­zung der We­ge be­deu­tet, dass die noch ge­ge­be­ne Mai­en­säss­be­wirt­schaf­tung vom Tal aus durch­ge­führt wer­den kann.

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Bis zur ver­kehrs­tech­ni­schen Er­schlies­sung der Mai­en­säss­ge­bie­te wur­de die Milch an Ort und Stel­le zu But­ter und Kä­se ver­ar­bei­tet, was sich vie­ler­orts noch durch In­ven­tar nach­wei­sen lässt und sich ge­le­gent­lich noch heu­te so vor­fin­det.

Siehe auch: ➔ Dreistufenwirtschaft (Wikipedia).

Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Dreistufenwirtschaft.

Transhumanz

Trans­hu­manz — oder Wan­der­wei­de­wirt­schaft — ist (nach der deut­schen und ro­ma­ni­schen Li­te­ra­tur) eine vor­wie­gend markt­orien­tier­te Form ex­ten­si­ver Fern­wei­de­wirt­schaft un­ter der Ob­hut von Hir­ten mit einem kli­ma­be­ding­ten, sai­so­na­len Wech­sel der in ver­schie­de­nen Hö­hen­stu­fen lie­gen­den Wei­de­ge­bie­te, da sie je­weils nur wäh­rend einer Jah­res­zeit aus­rei­chend Fut­ter bie­ten. In der kal­ten oder troc­ke­nen Jah­res­zeit wei­det das Vieh (zu­meist) nah am dau­er­haf­ten Wohn­ort der sess­haf­ten Eigen­tü­mer, wäh­rend es die üb­ri­ge Zeit auf ent­fern­ten Wei­den in einer an­de­ren Hö­hen­stu­fe ver­bringt (im Re­gel­fall im Ge­bir­ge). Die Eigen­tü­mer selbst be­trei­ben Ac­ker­bau oder ge­hen an­de­ren Be­ru­fen nach.

Trans­hu­manz fin­det in je­der Pe­rio­de grund­sätz­lich auf na­tür­lich ent­stan­de­nem, zu­meist nicht ein­ge­heg­tem Wei­de­land statt und ist in­so­fern auch eine Form der Land­nut­zung, die Pas­to­ra­lis­mus ge­nannt wird. Eine Stall­hal­tung im Win­ter (wie bei der Alp­wirt­schaft) kommt bei den klas­si­schen For­men nur sel­ten vor und ge­schieht nicht aus kli­ma­be­ding­ter Not­wen­dig­keit.

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Da die Wan­der­wei­de­wirt­schaft auf his­to­ri­sche Kul­tu­ren von Hir­ten­völ­kern zu­rück­geht und zum Teil auch zur Selbst­ver­sor­gung (Sub­sis­tenz­wirt­schaft) prak­ti­ziert wird, ge­hört sie zu den tra­di­tio­nel­len Wirt­schafts­for­men. Wenn die Sub­si­stenz­pro­duk­ti­on im Vor­der­grund steht, spricht man auch von ‟trans­hu­man­tem Ag­ro­pas­to­ra­lis­mus”. Eth­no­lo­gisch be­trach­tet ver­einen sich un­ter dem Be­griff die Über­gangs­for­men zwi­schen Voll­no­ma­dis­mus und völ­li­ger Sess­haf­tig­keit.

Trans­hu­manz darf nicht mit No­ma­dis­mus ver­wech­selt wer­den, auch wenn sie heu­te eine häu­fi­ge Form der mo­bi­len Tier­hal­tung ehe­ma­li­ger No­ma­den­völ­ker ist.

Weitere Kennzeichen

Sofern die Eigen­tü­mer Ac­ker­bau be­trei­ben, wird die­ser in al­ler Re­gel weit­ge­hend un­ab­hän­gig von der Vieh­wirt­schaft be­trie­ben; eine tief­grün­di­ge Wech­sel­wir­kung be­steht nicht. Un­ter Um­stän­den wei­den die Tie­re auf den ab­ge­ern­te­ten Fel­dern, auf de­nen je­doch kaum oder gar kein Tier­fut­ter an­ge­baut wird.

Die Wan­de­run­gen — bei de­nen sehr gros­se Dis­tan­zen von eini­gen hun­dert Ki­lo­me­tern über­wun­den wer­den — füh­ren in der Re­gel auf­grund von som­mer­li­cher Troc­ken­heit in den Nie­de­run­gen in hö­he­re La­gen und von dort zu­rück, wenn Schnee­fall die Be­wei­dung un­mög­lich macht. Es gibt je­doch auch um­ge­kehr­te Fo­rmen.

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Etymologie

Das Wort ‟Trans­hu­manz” be­deu­tet ‟auf die Ge­birgs­wei­de füh­ren” und geht auf fran­zö­sisch ‛trans­hu­mer’ bzw. ‟trans­hu­mar” = ‟wan­dern” bzw. spe­zi­ell ‟wan­dern von Her­den” zu­rück. Eine an­de­re Deu­tung be­zieht sich auf la­tei­nisch trans- und hu­mus = ‟Er­de” und wird mit ‟jen­seits der be­bau­ten Er­de” über­setzt.

Siehe auch: ➔ Transhumanz (Wikipedia).

Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Transhumanz.

Maiensäss

Maien­säss (bzw. Mai­en­säß), auch Mai­säss (Mai­säß), Mai­en, Vor­säss (Vor­säß), Hoch­säß, Nie­der­le­ger, in Grau­bün­den auch rä­to­ro­ma­nisch ‟acla”, be­zeich­net eine Son­der­form der Alp: eine ge­ro­de­te Flä­che mit Hüt­ten und Stäl­len. Auf je­dem Mai­en­säss steht min­des­tens ein klei­nes Haus und ein Stall; als En­semb­le weist es zu­wei­len einen dörf­li­chen Cha­rak­ter auf (Alp­dorf), ins­be­son­de­re mit eige­ner Kir­che. Ein Mai­en­säss liegt noch un­ter der Baum­gren­ze auf ca. 1200 bis 1600 Me­ter Hö­he (Nie­der­al­pen). Die Mit­tel- und Hoch­al­pen mit den Berg­mä­dern schlies­sen dar­über an.

Maien­säs­se sind be­son­ders in den schwei­ze­ri­schen Kan­to­nen Grau­bün­den und Wal­lis, im west­li­chen Ti­rol und in Vor­arl­berg ver­brei­tet.

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Herkunft des Wortes

Das Wort ‛Mai­en­säss’ lei­tet sich vom Mo­nat Mai ab, in dem man das Vieh zum ers­ten Mal auf­trieb; es be­deu­tet da­mit ‛Mai­en­sitz’. Die glei­che Mo­ti­vik kennt das sy­no­ny­me Lang­si­fart (Früh­lings­fahrt). Eine Ab­lei­tung von Mä­hen ist sprach­lich und sach­lich nicht mög­lich.

Das Wort fin­det sich als ‛may­gen ge­säss’ erst­mals 1380 in Vor­arl­berg be­legt. Das Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon be­legt das Wort ab 1540 (mei­en­sess), und zwar aus dem an Vor­arl­berg an­schlies­sen­den St.Gal­ler Rhein­tal (Grab­ser­berg). Das Wort ist in der Schweiz bis heu­te ost­schwei­ze­risch ba­siert; das gleich­be­deu­ten­de ber­ni­sche und in­ner­schwei­ze­ri­sche Vor­säss be­zeugt das Idio­ti­kon hin­ge­gen schon ab 1372. Das Grund­wort ist der bo­den­stän­di­gen mund­art­li­chen Aus­spra­che zu­fol­ge mit­tel­hoch­deutsch ‛sëss’ ‟Sitz” und ist dem­nach mit kur­zem [ε] aus­zu­spre­chen; die heu­te oft üb­li­che Aus­spra­che mit lan­gem [ε:] ist ety­mo­lo­gisch un­rich­tig.

Geschichte der Maiensässwirtschaft

Ehema­li­ge Wal­ser­sied­lung Me­der­gen bei Aro­sa, heu­te Mai­en­säss.

Die Maien­säs­se stel­len eine kul­tur­land­schaft­li­che Be­son­der­heit dar. Ih­re Ent­ste­hung geht auf die jahr­hun­der­te­al­te Ge­schich­te der Drei­stu­fen­wirt­schaft in der Land­wirt­schaft zu­rück, einer Form der Trans­hu­manz. Die Eigen­stän­dig­keit be­steht dar­in, dass meist die ge­sam­te Hof­wirt­schaft auf den Mai­en­säss zog, wäh­rend in an­de­ren Al­pen­re­gio­nen nur die Alp-/Senn­be­leg­schaft die Sai­son in den Hoch­la­gen ver­brach­te. Die Drei­stu­fen­wirt­schaft fass­te bis ins 20. Jahr­hun­dert eine um­fas­sen­de Nut­zung der ge­sam­ten Ve­ge­ta­ti­on des Le­bens­rau­mes im hoch­al­pi­nen Ge­biet ins Auge.

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Bis zur ver­kehrs­tech­ni­schen Er­schlies­sung der Mai­en­säss­ge­bie­te wur­de die Milch an Ort und Stel­le zu But­ter und Kä­se ver­ar­bei­tet, was sich vie­ler­orts noch durch In­ven­tar nach­wei­sen lässt und ge­le­gent­lich noch heu­te so ge­schieht. Da­her sind auf vie­len Mai­en­säs­sen gu­te Kel­ler an­ge­legt, da man die Milch­pro­duk­te meist erst mit der Alp­ab­fahrt zu Tal brach­te: Auf die­ser La­ger­wirt­schafts­form der Sen­ne­rei be­ruht der Ruf des Schwei­zer, Vor­arl­ber­ger und Ti­ro­ler Berg­kä­ses, eines ex­trem halt­ba­ren Hart­kä­ses.

Siehe auch: ➔ Maiensäss (Wikipedia).

Siehe auch: ➔ de.wikipedia.org/wiki/Maiensäss.


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