Mariastein

Kloster Mariastein

Seiten-Altar 2 — Basilika
Altar der heiligen Ursula

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Altar der heiligen Ursula
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Altar der heiligen Ursula

Ursi
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Ursula Grob
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Der Ursu­la-Kult

Im vier­ten Jahr­hun­dert soll es sich zu­ge­tra­gen ha­ben, dass in Bri­tan­ni­en die Toch­ter des Kö­nigs ihr Le­ben Chris­tus ge­weiht hat­te, dass aber der heid­ni­sche Kö­nig von Ang­lia sie sei­nem Sohn Æthe­rus zur Frau ge­ben wol­lte. Sie ging zum Schein auf das Wer­ben ein, stell­te aber die Be­din­gung, dass sich ihr Bräu­ti­gam tau­fen liess und dass ihr drei Jah­re Zeit bis zur Hoch­zeit blie­ben. Sie be­gab sich mit elf Freun­din­nen auf eine Schiffs­rei­se, die sie nach Rom brin­gen soll­te. Den Rhein ent­lang, vor­bei an Köln, fuh­ren sie bis nach Ba­sel, um dann den Weg zu Fuss wei­ter zu ge­hen. Auf dem Rück­weg ka­men sie wie­der an Köln vor­bei, wo die Hun­nen unter ih­rem An­füh­rer At­ti­la das Re­gi­me führ­ten. Die Hun­nen er­mor­de­ten al­le meuch­lings bis auf die Kö­nigs­toch­ter. Als die sich aber At­ti­la ver­wehr­te, er­mor­de­te er auch sie. So lau­tet die äl­tes­te Ver­sion der Ur­su­la-Le­gen­de, die spä­ter auf viel­fäl­ti­ge Wei­se aus­ge­schmückt wer­den soll­te.

In­schrift des Cle­ma­tius

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Der Edel­mann Cle­ma­ti­us bau­te im vier­ten oder fünf­ten Jahr­hun­dert auf eige­nem Grund in Köln und auf eige­ne Kos­ten eine Kir­che und hin­ter­liess eine Stein­plat­te mit la­tei­ni­scher In­schrift. Dort heisst es, er, Cle­ma­ti­us, ha­be an der Stel­le des Meu­chel­mords an den Jung­frau­en, die ihr Blut für Chris­tus ge­op­fert hät­ten, die Ba­si­li­ka er­rich­tet. Vier- bis fünf­hun­dert Jah­re spä­ter fin­den wir Zeug­nis­se des Jung­frau­en­kults im Rhein­land, gleich­zei­tig wird auch der Na­me Ur­su­la erst­ma­lig er­wähnt.

Inschrift
Inschrift
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Inschriftentext:

Divinis flammeis visionib(us) ∗ frequenter¶
admonit(us) ∗ et virtutis magnae mai¶
estatis martyrii caelestium virgin(um)¶
imminentium ex ∗ partib(us) ∗ Orientis¶
5 exsibitus pro voto Clematius ∗ v(ir) ∗ c(larissimus) ∗ de¶
proprio in loco suo hanc basilicam¶
Top voto quod debebat a fundamentis¶
restituit. ∗ Si quis autem super tantam¶
maiiestatem huiius basilicae ubi sanc−¶
tae virgines pro nomine ∗ Chr ∗ san−¶
guinem suum fuderunt corpus alicuiius¶
deposuerit exceptis virginib(us) ∗ sciat se¶
sempiternis Tartari ignib(us) ∗ puniendum.

Datierung: 4.-5. Jhdt. [Levison] oder karolingische Zeit

Über­set­zung:

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Durch gott­ge­sand­te Flam­men­vi­si­on öf­ters ge­mahnt und durch die ge­wal­ti­ge Ma­je­stät des Mar­ty­ri­ums der himm­li­schen Jung­frau­en, die ihm er­schie­nen, aus der öst­li­chen Reichs­hälf­te her­bei­ge­holt, hat auf Grund eines Ge­lüb­des Cle­ma­ti­us, aus dem Se­na­to­ren­rang, auf eige­nem Grund und Bo­den und mit eige­nen Mit­teln die­se Ba­si­li­ka, die er auf­grund eines Ge­lüb­des schul­de­te, von den Grund­mau­ern an wie­der­her­ge­stellt. Wenn aber je­mand bei sol­cher Ma­je­stät die­ser Ba­si­li­ka, wo hei­li­ge Jung­frau­en im Na­men Chri­sti ihr Blut ver­gos­sen, (hier) den Leich­nam von ir­gend je­man­dem — es sei denn eine Jung­frau — zu be­stat­ten wagt, wis­se, dass er mit den ewi­gen Feu­ern des Tar­ta­rus be­straft wer­den soll.

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Bemerkung: Ab Zei­le 7 ff. gibt es eine an­de­re, tie­fer ein­ge­haue­ne Schrift. Die zwi­schen­vo­ka­li­schen i sind dort auch meist ge­dop­pelt: “maiiestatem”, “huiius” etc.

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Ob es sich bei der hei­li­gen Ur­su­la über­haupt um eine his­to­ri­sche Per­son han­delt, ist nicht zu klä­ren. Der Le­gen­de nach — es gibt eine gan­ze Rei­he von Va­ri­an­ten — war sie eine bri­tan­ni­sche Königs­toch­ter, die ihr Le­ben Chris­tus ge­weiht und Jung­fräu­lich­keit ge­lobt hat­te.

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Als ein Aus­gangs­punkt der Le­gen­de ist die Cle­ma­ti­us­in­schrift in der ehe­ma­li­gen Köl­ner Stifts- und heu­ti­gen Pfarr­kir­che St.​Ur­su­la an­zu­se­hen, die erst im 17. Jahr­hun­dert nach Ur­su­la be­nannt wur­de. Die In­schrift be­rich­tet von einem Mar­ty­ri­um von Jung­frau­en, al­ler­dings oh­ne Na­mens- und Zah­len­an­ga­be und oh­ne den Grund des Mar­ty­ri­ums zu nen­nen. Nach der Bau- und Wei­he­in­schrift des Cle­ma­ti­us wur­de die Kir­che zu Eh­ren der für ih­ren Glau­ben ge­tö­te­ten Jung­frau­en wie­der er­rich­tet und er­wei­tert. Es ist al­ler­dings nicht mög­lich, die In­schrift ein­deu­tig zu da­tie­ren. Die Früh­da­tie­rung weist die In­schrift in die rö­mi­sche Zeit und nimmt an, dass die Bau­ten ins 4. be­zie­hungs­wei­se in die ers­te Hälf­te des 5. Jahr­hun­derts zu ver­or­ten sind.


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Erich Brauchli
Erich Brauchli (erich@brauchli.eu) für Kom­men­ta­re je­der Art, für ho­chauf­lö­sen­de elek­tro­ni­sche Ko­pie oder Pa­pier-Ab­zü­ge (auch Post­kar­te oder bis A3).