Sola 1961 — Val Bavona — L'ingles

Besuch im Herbst nach dem Sola (2)

Begegnung mit der Vergangenheit

Herr und Frau Zanini

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3. Unser Gastgeber: “L’ingles” in Sonlèrt

Noch in un­se­rem Beiz­li in Fo­ro­glio er­fuh­ren wir, dass uns der «In­gles» in Son­lèrt ger­ne se­hen wür­de. Nach dem, was wir im Som­mer über den «In­gles» ge­hört hat­ten, hat­ten wir den Ein­druck, das sei ein et­was son­der­li­cher Kauz, ein al­ter Mann mit sei­ner Frau, der in jun­gen Jah­ren ein­mal nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­dert war, im Al­ter wie­der zu­rück kam und jetzt als to­ta­ler Selbst­ver­sor­ger im Tal leb­te und als ein­zi­ger auch im Win­ter nicht nach Ca­ver­gno hin­un­ter zog. «In­gles» wur­de er wohl ge­nannt, weil er eben im­mer noch viel Eng­lisch sprach.

Zu dieser Zeit hatte ich das Buch “Nicht An­fang und nicht En­de” von Pli­nio Mar­ti­ni — un­be­darft wie wir da­mals wa­ren — noch nicht ge­le­sen. Scha­de! Aber war ja auch nicht mög­lich, die ers­te, ita­lie­ni­sche Aus­ga­be “Il fon­do del sac­co” er­schien erst an­no 1970.

Herr und Frau Zanini (so hies­sen der «In­gles» und sei­ne Frau) wa­ren wohl um die 80 oder gar 90 Jah­re alt. Und sie woll­ten uns un­be­dingt für die Nacht be­her­ber­gen. Sie stell­ten uns ihr Gäs­te­zim­mer, Bet­ten mit frisch ge­füll­ten Laub­säc­ken zur Ver­fü­gung und am Mor­gen gab es ein üp­pi­ges Bio-Zmor­gen.

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Sie zeig­ten uns, wie sie le­ben, und wa­rum sie kaum et­was zu kau­fen brau­chen. Sie zeig­ten, was sie al­les aus der Na­tur ver­wen­den kön­nen, was die Fel­der und der Wald her­ge­ben. Sie zeig­ten uns die sel­ber ge­mach­ten Schu­he, aus einem Stück ge­brauch­ten Le­ders und einem Stück eines al­ten Auto-Pneus (als Soh­le). Herr Za­ni­ni fand auch für je­des be­nö­tig­te Werk­zeug einen pas­sen­den Ast, aus dem es sich dann fer­ti­gen liess.

Als Be­weis und An­den­ken nahm er einen Ast, mach­te da­raus rasch eine Koch­kel­le und schenk­te sie mir. Ich brau­chte sie bie 2013 in mei­nem Fe­ri­en­haus im Tog­gen­burg (war ein paar Jah­re ein Pfa­di­heim “Gam­ser” von Hos­piz / Ramsch­wag) zum Fon­due rüh­ren. Jetzt ist bei mir zu hau­se, in der Kü­che und wird ab und zu ge­braucht.

Als ich dann spä­ter das Buch “Nicht An­fang und nicht En­de” von Pli­nio Mar­ti­ni end­lich las, frag­te ich mich, in­wie­fern wohl die Ge­schich­te von Go­ri und Mad­da­le­na zum Teil die­je­ni­ge von den Za­ni­nis sei.

Erich Brauchli v/o Chüngel


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