Sommerlager der Pfadfinderabteilung «HOSPIZ»¹ 1961.
Fotos und Kommentare zu diesem Sommerlager, zu seinen Umständen und zum "Val Bavona".
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Die Trupps² hatten je eine feste Unterkunft (einen Stall) zwischen Ritorto und Bolla, 1 bis 2 Trupps pro Dorf. Die Lagerleitung war in Foroglio untergebracht. Das Sola dauerte 2½ Wochen im Juli (anfangs der Schulferien); die letzten 3 Tage waren für eine Schlusstour über den Cristallina-Pass reserviert.
An diesem Sola nahmen rund 110 Pfader und Führer teil. Mit dabei war auch der PTA Trupp.
Zwischen Wildnis und Kultur
Foroglio
PN-001 — (Foto: Andreas Gerth)
Wilde Hochgebirgslandschaften gehen hier, in den abgelegensten Ecken des Tessins, sanft in kultivierte Berglandschaften über. So beschert das Val Bavona die Besucherinnen und Besucher sowohl mit Schneegipfeln, Gletschern, Bergseen als auch mit alten Saumpfaden, Alpweiden und malerischen Bergdörfern wie etwa Foroglio mit seinem imposanten Wasserfall. Mit dem Bau mehrerer Stauseen und ihrer verkehrstechnischen Erschliessung erfolgten starke Eingriffe in diese BLN-Landschaft, in mehreren Seitentälern des Val Bavona wird aber auch veranschaulicht, dass menschliche Präsenz nicht automatisch zur Landschaftsabwertung führen muss.
Aus: Pro Natura Magazin Nr. 5/2014: Unsere landschaftlichen Kronjuwelen müssen besser geschützt werden
Die Trupps hatten mehrheitlich ihr eigenes Programm. Die Lagerleitung organisierte den Rahmen: Hinreise, Rückreise, Schlusstour, Transporte, grössere Anlässe, Einkauf (auch Menüplan), Stufentouren und die Lagerzeitung. Daneben half sie den Trupps auf Verlangen bei ihren eigenen Programmen aus.
Das Val Bavona war damals noch weit weniger bekannt und besucht als heute. Die Stasse durch das Tal ab dem Kraftwerk gleich hinter Cavergno war eher ein Bachbett als eine Strasse. Mein Moped war nach 2½ Wochen auf dieser Strasse eine Ruine und nicht mehr zu gebrauchen. Diese Strasse war allerdings mehr ein Karr-Weg als eine Strasse, und der entstand erst nach 1950. Eine eigentliche Strasse, wie wir uns das so vorstellen, wurde erst ein Jahr nach unserem Lager eingeweiht. Dennoch gab es im Kursbuch eine Postautoverbindung von Bignasco bis nach San Carlo. Bei der Rekognoszierung stellte sich aber bald heraus, dass diese Linie wohl zu den eigenartigsten der Schweiz gehören musste: es gab genau einen Kurs pro Tag hin und einen zurück, und es hatte nur ein einziger Fahrgast Platz. Es handelte sich nämlich um den Pöstler von Cavergno, der mit seinem Jeep nach San Carlo fuhr, dort für eine Stunde den Postschalter öffnete und dann wieder zurück fuhr. Für den Fahrgast gab es den Beifahrersitz. Die rückseitige Bank fehlte, weil dort Pakete befördert wurden.
Robiei (Foto ‘Quattro Passi’)
Für unsern PTA Trupp nahmen wir logischerweise den Service dieser Postautolinie in Anspruch. Dazu musste die Post aber einen Bus einsetzen. Es kam ein Bus, wie damals Postautos aussahen, einfach viel kürzer (wie sie auf der Strecke von Cevio nach Bosco Gurin wegen der vielen sehr engen Spitzkehren auf dieser Strecke eingesetzt wurden). Nur die Bavona-Strasse war wesentlich schmaler und voller grober Steine. Die Brücken über kleine Bächlein waren einfache Konstruktionen aus starken Brettern (schliesslich fuhren täglich schwere Lastwagen mit Beton nach San Carlo hinauf und von dort mit einer speziellen Seilbahn weiter nach Robiei (Staumauerbau). Bei Gewittern rissen die hochgehenden Bäche dann oft diese Brücklein weg; sie waren aber leicht und schnell zu ersetzen. Für die Chauffeure, auch denjenigen unseres Postautos, hiess es aber "äusserst genaues" Fahren; die Pneus der so grossen Fahrzeuge überragten seitlich die Brücken beidseitig um 1–2 cm. Die geteerte Strasse von Cavergno bis San Carlo wurde erst 1962 eröffnet.
Der Lagerleiter — Glatze — als angehender Arzt nahm sich auch dem Problem der Schlangen in dieser Gegend an. Er organisierte vor dem Lager einen obligatorischen Kurs für alle Führer, wie das entsprechende Gegenserum zu spritzen sei, und wie man Schlangenbissen am besten ausweicht. Und jeder Truppführer hatte während des Lagers eine Spritze und Serum dabei (Handy gab es ja noch keine).
Erich Brauchli v/o Chüngel
Ein Beitrag des Beobachters zum Thema Val Bavona:
➜
Beobachter-Beitrag
www.brauchli.tv/Pfadi/Bavona-X/beobachter.html
Oder:
Ausflugs-Beschreibung “Das Bavona Tal” in «La Selezione»:
➜
Beitrag «La Selezione»
www.brauchli.tv/Pfadi/Sola61/bavonatal.htm
Oder die Reportage über das “Val Bavona” aus:
“Die Alpen”, SAC Revue Nr. 3/2010.
[PDF] (1.2MB).
¹) | Bis und mit 1962 ging die ganze Pfaderstufe von «HOSPIZ», was damals zwar “de jure” schon ein Corps, in den Köpfen aber noch eine “Abteilung” war, gemeinsam ins Sommerlager. |
²) | Was heute «Stamm» heisst, hiess damals «Trupp». |