100 Jahre Hospiz

Pfadfinder Hospiz

Sommerlager 1961 im Val Bavona

Wasserfall bei Foroglio
DiaH-I_317

Sommerlager der Pfadfinderabteilung «HOSPIZ»¹ 1961.

Fotos und Kommentare zu diesem Sommer­lager, zu seinen Um­ständen und zum "Val Bavona".

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Die Trupps² hat­ten je eine fes­te Un­ter­kunft (einen Stall) zwi­schen Ri­tor­to und Bol­la, 1 bis 2 Trupps pro Dorf. Die La­ger­lei­tung war in Fo­ro­glio un­ter­ge­bracht. Das So­la dau­er­te 2½ Wo­chen im Ju­li (an­fangs der Schul­ferien); die letz­ten 3 Tage wa­ren für eine Schluss­tour über den Cri­stal­lina-Pass re­ser­viert.

An diesem Sola nah­men rund 110 Pfa­der und Füh­rer teil. Mit da­bei war auch der PTA Trupp.

Zwischen Wildnis und Kultur
Foroglio

Staumauer Robiei

PN-001(Foto: Andreas Gerth)

Wilde Hoch­ge­birgs­land­schaf­ten ge­hen hier, in den ab­ge­le­gen­sten Ec­ken des Tes­sins, sanft in kul­ti­vier­te Berg­land­schaf­ten über. So be­schert das Val Ba­vo­na die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher so­wohl mit Schnee­gip­feln, Glet­schern, Berg­seen als auch mit al­ten Saum­pfa­den, Alp­wei­den und ma­le­ri­schen Berg­dör­fern wie et­wa Fo­ro­glio mit sei­nem im­po­san­ten Was­ser­fall. Mit dem Bau meh­re­rer Stau­se­en und ih­rer ver­kehrs­tech­ni­schen Er­schlies­sung er­folg­ten star­ke Ein­grif­fe in diese BLN-Land­schaft, in meh­re­ren Sei­ten­tä­lern des Val Ba­vo­na wird aber auch ver­an­schau­licht, dass mensch­li­che Prä­senz nicht auto­ma­tisch zur Land­schafts­ab­wer­tung füh­ren muss.

Aus: Pro Natura Magazin Nr. 5/2014: Unsere landschaftlichen Kronjuwelen müssen besser geschützt werden

Die Trupps hatten mehr­heit­lich ihr eige­nes Pro­gramm. Die Lager­lei­tung or­ga­ni­sier­te den Rah­men: Hin­rei­se, Rück­rei­se, Schluss­tour, Trans­por­te, grös­se­re An­läs­se, Ein­kauf (auch Menü­plan), Stu­fen­tou­ren und die Lager­zei­tung. Da­ne­ben half sie den Trupps auf Ver­lan­gen bei ihren eige­nen Pro­gram­men aus.

Das Val Bavona war da­mals noch weit weni­ger be­kannt und be­sucht als heu­te. Die Stas­se durch das Tal ab dem Kraft­werk gleich hin­ter Ca­ver­gno war eher ein Bach­bett als eine Stras­se. Mein Mo­ped war nach 2½ Wo­chen auf die­ser Stras­se eine Ru­ine und nicht mehr zu ge­brau­chen. Die­se Stras­se war al­ler­dings mehr ein Karr-Weg als eine Stras­se, und der ent­stand erst nach 1950. Eine eigent­li­che Stras­se, wie wir uns das so vor­stel­len, wur­de erst ein Jahr nach un­se­rem La­ger ein­ge­weiht. Den­noch gab es im Kurs­buch eine Post­auto­ver­bin­dung von Bi­gna­sco bis nach San Carlo. Bei der Re­kog­nos­zie­rung stell­te sich aber bald her­aus, dass die­se Linie wohl zu den eigen­ar­tig­sten der Schweiz ge­hö­ren muss­te: es gab ge­nau einen Kurs pro Tag hin und einen zu­rück, und es hat­te nur ein ein­zi­ger Fahr­gast Platz. Es han­del­te sich näm­lich um den Pöst­ler von Ca­ver­gno, der mit sei­nem Jeep nach San Carlo fuhr, dort für eine Stun­de den Post­schal­ter öff­ne­te und dann wie­der zu­rück fuhr. Für den Fahr­gast gab es den Bei­fah­rer­sitz. Die rück­sei­ti­ge Bank feh­l­te, weil dort Pake­te be­för­dert wur­den.

Staumauer Robiei

Robiei (Foto ‘Quattro Passi’)

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Für unsern PTA Trupp nah­men wir logi­scher­wei­se den Ser­vi­ce die­ser Post­auto­linie in An­spruch. Dazu muss­te die Post aber einen Bus ein­set­zen. Es kam ein Bus, wie da­mals Post­autos aus­sahen, ein­fach viel kür­zer (wie sie auf der Strecke von Ce­vio nach Bo­sco Gu­rin we­gen der vie­len sehr engen Spitz­keh­ren auf die­ser Strecke ein­ge­setzt wur­den). Nur die Ba­vo­na-Stras­se war wes­ent­lich schma­ler und vol­ler gro­ber Stei­ne. Die Brücken über klei­ne Bäch­lein waren ein­fa­che Kon­struk­tio­nen aus star­ken Bret­tern (schliess­lich fuh­ren täg­lich schwe­re Last­wa­gen mit Be­ton nach San Carlo hin­auf und von dort mit einer spe­ziel­len Seil­bahn wei­ter nach Ro­biei (Stau­mauer­bau). Bei Ge­wit­tern ris­sen die hoch­ge­hen­den Bäche dann oft diese Brück­lein weg; sie wa­ren aber leicht und schnell zu ersetzen. Für die Chauf­feu­re, auch den­je­ni­gen unse­res Post­autos, hiess es aber "äus­serst genaues" Fah­ren; die Pneus der so gros­sen Fahr­zeu­ge über­rag­ten seit­lich die Brücken beid­seitig um 1–2 cm. Die ge­teer­te Stras­se von Ca­ver­gno bis San Car­lo wur­de erst 1962 er­öff­net.

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Der Lager­leiter — Glatze — als an­ge­hen­der Arzt nahm sich auch dem Pro­blem der Schlan­gen in die­ser Ge­gend an. Er or­ga­ni­sier­te vor dem La­ger einen obli­ga­to­ri­schen Kurs für alle Füh­rer, wie das ent­spre­chen­de Gegen­serum zu sprit­zen sei, und wie man Schlan­gen­bis­sen am besten aus­weicht. Und je­der Trupp­füh­rer hat­te wäh­rend des La­gers eine Sprit­ze und Serum da­bei (Handy gab es ja noch keine).

Erich Brauchli v/o Chüngel

Ein Beitrag des Beobachters zum Thema Val Bavona:
 ➜ 
Beobachter-Beitrag www.brauchli.tv/Pfadi/Bavona-X/beobachter.html
Oder: Ausflugs-Beschreibung “Das Ba­vo­na Tal” in «La Se­le­zio­ne»:
 ➜ 
Beitrag «La Selezione» www.brauchli.tv/Pfadi/Sola61/bavonatal.htm
Oder die Re­por­ta­ge über das “Val Ba­vo­na” aus: “Die Alpen”, SAC Revue Nr. 3/2010.   [PDF] (1.2MB).

¹) Bis und mit 1962 ging die gan­ze Pfa­der­stu­fe von «HOSPIZ», was da­mals zwar “de ju­re” schon ein Corps, in den Köp­fen aber noch eine “Ab­tei­lung” war, ge­mein­sam ins Som­mer­la­ger.
²) Was heu­te «Stamm» heisst, hiess da­mals «Trupp».

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