Engelberg-Wappen |
Engelberg |
Engelberg ist eine politische Gemeinde und Exklave des Kantons Obwalden. Sie ist umgeben nur von der Kantonen Nidwalden, uri und Bern.
Der Ort geht auf die 1120 gegründete Benediktinerabtei Kloster Engelberg zurück. Engelberg ist ein Ort des Sommer- und Wintertourismus.
Engelberg liegt 25km südlich des Vierwaldstättersees und 20km südlich des Dorfes Stans, in einem flachen, weiten Hochtal auf rund 1'000m Höhe. Der Ort ist eingeschlossen zwischen dem Gebirgsmassiv des 3'238m hohen Titlis im Süden und einer Bergkette im Norden, die von den bis zu rund 2'800m hohen Bergen Engelberger Rotstock, Ruchstock, Rigidalstock und den Walenstöcken gebildet wird. Im Osten beherrscht der unmittelbar über dem Ort thronende Hahnen mit 2'600m Höhe das Ortsbild.
Der flache Talboden von Engelberg entstand am Ende der letzten Eiszeit, als ein gewaltiger, vom Titlis her kommender Felssturz den Talausgang Richtung Nordwesten versperrte. Der daraufhin entstehende natürliche Stausee wurde binnen weniger tausend Jahre durch Geröll und Sand aufgefüllt, der von der Engelberger Aa und ihren Zuflüssen von den benachbarten Bergen herangeführt wurde. Heute erinnert nur noch der kleine, für die Elektrizitätserzeugung künstlich regulierte Eugenisee im unteren Ortsteil an den einstigen Gebirgssee. Unterhalb davon stürzt der Bach ins Aa-Tobel, wo die steile Geländestufe bis heute heftiger Erosion und vereinzelten Erdrutschen unterliegt.
Zur Gemeinde Engelberg gehört auch der unterhalb der Aaschlucht, im unteren Engelberger Tal in der Nähe von Wolfenschiessen gelegene Flecken Grafenort (Seehövhe 570m).
Das nördlich des Haupttals abzweigende Horbistal mit dem Bärenbach endet jäh unterhalb einer steil abfallenden Felswand. Diese Stelle trägt den bildhaften Namen «End der Welt».
Flussaufwärts setzt sich der Talverlauf der Engelberger Aa Richtung Osten und später nach Nordosten noch rund 15km bis zum 2'291m hohen Surenenpass fort.
Vom gesamten Gemeindegebiet sind nur 3,1% Siedlungsfläche. Grosse Teile des Gemeindeareals sind mit Gehölz und Wald bedeckt (24,5%) oder werden landwirtschaftlich genutzt — oft als Alpen (28,5%). Weit mehr sind unproduktive Flächen, meist Gebirge (43,9%).
Wegen seiner abgeschiedenen Lage wurden die Geschicke des Tals über Jahrhunderte von der Landwirtschaft und der um 1120 von Freiherr Konrad von Sellenbüren gegründeten Benediktinerabtei Kloster Engelberg geprägt. Das mittelalterliche Kloster wurde mehrfach von Bränden zerstört, zuletzt am 29. August 1729 durch Feuerwerk von Studenten, doch ohne Unterbrechung bis heute weitergeführt. Ausserdem suchten die Pest — zuletzt 1628/29 — und politische Streitigkeiten im Hoch- und Spätmittelalter mehrfach das Tal heim. Bei dem Pestausbruch 1628/29 wechselte der Hof Mühlematt innerhalb eines Jahres dreimal den Besitzer, nachdem jeweils die Besitzer Hans und Balz Häcki an der Pest gestorben waren. Bernardin Häcki, ein reicher freier Talbauer, hatte den Hof 1585 für 930 Luzerner Gulden und gegen 2 Plappert jährlichen Bodenzins vom Kloster erworben.
Der Name Engelberg geht auf eine Legende zurück, wonach Engelsstimmen von der Höhe des Berges Hahnen die Gründung der Abtei veranlassten. Der Engel erscheint denn auch im Wappen des Ortes. Die Klostergemeinschaft (bis 1615 als Doppelkloster Mönche wie Nonnen umfassend) wurde zur Keimzelle eines geistlichen Miniaturstaates, welche sich im 13./14. Jahrhundert unter die Schirmherrschaft der Eidgenossen stellte. Sie gründete eine Kloster-, Schreiber- und Malerschule, aus der sich die heutige Stiftsschule Engelberg entwickelte und dem Tal über die Grenzen der Schweiz hinaus Bekanntheit brachte. Mit zunehmenden weltlichen Freiheitswünschen begann das Kloster ab dem 15. Jahrhundert sukzessive gewisse Privilegien abzutreten.
1797–1798 kam es, infolge einer Invasion französischer Truppen, zum Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft. Am 1. März 1798 verzichtete das Kloster auf die Herrschaftsrechte über das Engelberger Tal: Es nahm, wie Obwalden, die neue helvetische Verfassung an, die Rechtsgleichheit und Gewaltenteilung vorsah. Nidwalden hingegen leistete Widerstand gegen die neue Staatsform. Es folgte ein Sommer voller Spannungen und Drohungen seitens des Kantons Nidwalden. Der Kanton forderte von der Gemeinde Engelberg vergeblich, sich dem Widerstand anzuschliessen. Dieser wurde im September 1798 durch französische Truppen blutig niedergeschlagen. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde 1813 die neue, von Frankreich geschaffene Verfassung aufgehoben. Einige Kantone, darunter Nidwalden, forderten die Rückkehr zu einer ständisch geprägten Verfassung. 1815 jedoch wurde ein neuer Bundesvertrag beschlossen, dem sich alle Kantone anschlossen — bis auf Nidwalden, das sich, wohl auch unter dem Einfluss des Traumas von 1798, zunehmend radikalisierte. Die Talgemeinde Engelberg beschloss daraufhin die Trennung von Nidwalden und schloss sich im Juli 1815 in einer vorläufigen Vereinbarung dem Kanton Obwalden an. Im August 1815 setzte der Einmarsch von Bundestruppen dem Nidwaldner Widerstand ein unblutiges Ende. Im November 1815 wurde mit dem verbindlichen Einverleibungs-Vertrag Engelberg endgültig zu einer Obwaldner Exklave.
Mitte des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein, der im 20. Jahrhundert zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor wurde. Es entstanden mehrere Hotelanlagen sowie ein Kursaal und ein Kurpark. 1898 wurde Engelberg von Stansstad aus mit der Stansstad-Engelberg-Bahn, der ersten elektrischen Zahnradbahn, erschlossen. Diese Öffnung nach aussen drängte auch den sozialen Einfluss des Klosters zurück.
In den 1920er Jahren führte eine landwirtschaftliche Krise zur Auswanderung einiger Familien nach Oberösterreich. 1938 fand in Engelberg die Alpine Skiweltmeisterschaft statt.
Die Einwohnerzahl in der Gemeinde wuchs zwischen 1709 und 1850 stark an (1709–1850: +156,2%). Grund hierfür war ein starker Geburtenüberschuss. Zwischen 1850 und 1860 kam es zu einer ersten Abwanderungswelle (1850–1860: -4,1%). 1870 war die Bevölkerungszahl wieder auf der Höhe von 1850. Der aufkommende Tourismus sorgte für einen Bevölkerungsanstieg in den 1870er-Jahren. Danach folgten zwei Jahrzehnte des Stillstands. Vor dem Ersten Weltkrieg kam es zu einem grossen Anstieg der Einwohnerschaft (1900–1910: +22,6%). Der Bau der Stansstad-Engelbergbahn (Eröffnung der Linie 1898) und der einsetzende Wintertourismus (ab 1903) führten dazu. Die Krise des Fremdenverkehrs führte dann zu einem zweiten Bevölkerungsrückgang (1910–1920: -4,5%). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1980 folgte eine starke Wachstumsphase (1941–1980: +23,0%). Nach einer Stagnationsphase in den 1980er-Jahren hat ein starker Bevölkerungsanstieg eingesetzt (1990–2010: +31,9%).
Grund für den Anstieg waren die Verbesserung des Angebots des Öffentlichen Verkehrs (ab 1964 direkte Zugverbindung von Luzern nach Engelberg) und der Bau der A2.
Im Talboden selbst und auf den umliegenden Höhen sind grosse Tal- und Alpweiden verfügbar. Die alpine Milchviehwirtschaft, über Jahrhunderte der bestimmende Wirtschaftsfaktor, wird auch heute noch betrieben, zum Teil mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen. Im Sommer bestimmt immer das Geläute der Kuhglocken die Geräuschkulisse in den Bergen, und sowohl in den Molkereien im Ort als auch direkt in den Käsereien auf den Alpen kann man den einheimischen Käse, beispielsweise den Sbrinz oder einen Ziegenkäse, probieren und direkt vom Erzeuger kaufen.
Mit über 11'000 Fremdenbetten und 790’614 Übernachtungen im Jahr 2010 ist der Tourismus der bestimmende Wirtschaftsfaktor im Tal. Engelberg belegt im BAK TOPindex 2009 der BAKBASEL den 6. Rang der Destinationen im Alpenraum.
In Engelberg gab es (2008) 1'990 Beschäftigte in 326 Betrieben. 8,5% der Beschäftigten in Engelberg arbeiteten im Bereich Landwirtschaft/Forstwirtschaft/Fischerei, 11,8% in Industrie und Gewerbe und 79,7% in Dienstleistungsunternehmen. Die Arbeitslosenquote betrug 2007 1,22%.
Im Jahr 2000 gab es 1'914 Erwerbstätige in Engelberg. Davon waren 1'561 (81,56%) Einheimische und 353 Zupendelnde. Die Zupendelnden kamen vorwiegend aus der Region; nämlich aus Wolfenschiessen (22,7%), Dallenwil, Oberdorf und Stans (je 8,5%), der Stadt Luzern (6,5%) und Buochs (5,7%). Im gleichen Jahr waren 1'864 Menschen aus Engelberg erwerbstätig. Somit arbeiteten 302 Personen in anderen Gemeinden. In den Nidwaldner Hauptort Stans pendelten 70 Personen (= 23,2% aller Wegpendelnden), in die Stadt Luzern 48 Personen (15,9%), nach Stansstad 15 Personen (5,0%), nach Sarnen 14 Personen (4,6%), nach Emmen, Hergiswil und Wolfenschiessen je 12 Personen (je 4,0%).
Der einzige natürliche Zugang führt von Norden, vom unteren Engelberger Tal her, über 5 km Weglänge und 500 Höhenmeter durch die steile, wilde, enge Aaschlucht. Die natürlichen Höhenpfade über den Jochpass Richtung Engstlensee und Berner Oberland, über den Storeggpass Richtung Melchtal und Sarnen und über den Surenenpass Richtung Uri und Reusstal sind noch weitaus länger, ebenfalls steil und beschwerlich und nur im Hoch- und Spätsommer passierbar.
Seit 1898 ist der Ort über die Zahnradstrecke der Stansstad–Engelberg-Bahn, ab 1964 Luzern-Stans-Engelberg-Bahn und heute Zentralbahn an das Bahnnetz angeschlossen. Erst 1931 wurde die Strasse von Norden her so ausgebaut, dass Engelberg auch im Winter mit Auto, Bus oder LKW erreichbar ist. Heutzutage dauert die Autofahrt von der Gotthard-Autobahn A2 und der Ausfahrt Stans-Süd nach Engelberg nur noch eine knappe halbe Stunde. Mit der Inbetriebnahme des neuen Bahntunnels nach Engelberg (am 12. Dezember 2010) verkürzt sich auch die Fahrzeit mit dem öffentlichen Verkehr auf 47 Minuten ab Luzern.
Die Trassen von Strasse und Bahnlinie sind aber stets von Muren und Hochwasser der Engelberger Aa bedroht. So wurden beim Hochwasser vom 23. August 2005 beide Trassen für etwa zwei Wochen unterbrochen und Engelberg von der Aussenwelt abgeschnitten. Während dieser Zeit stellten private Helikopterunternehmen und die Schweizer Armee den Transport von Personen und die Versorgung über eine Luftbrücke sicher. Erst knapp 17 Wochen nach dem Hochwasser war Engelberg wieder über die provisorisch instand gestellten Verkehrswege erreichbar. Zwischenzeitlich wurde der Verkehr über eine Notstrasse geführt.
Bei dem Hochwasser im August 2005 erschien das Engelbergertal in den Schlagzeilen, weil die Engelberger Aa die einzige Strassen- und Eisenbahnverbindung nach Engelberg zerstörte und so das Dorf mehrere Wochen von der Aussenwelt abgeschnitten war. Die Engelberger Aa verwüstete zwischen Engelberg und Dallenwil das ganze Tal in beachtlichem Ausmass. Fuss-, Rad- und Wanderwege zwischen Engelberg und Obermatt (in der sog. Engelberger Aaschlucht) waren ebenfalls komplett zerstört. Erst seit dem Frühjahr 2009 ist der aufwändig sanierte Aaschlucht-Wanderweg von Engelberg nach Grafenort wieder begehbar.
Mehr Info:
siehe
⇒ Engelberg
(Wikipedia).
⇒ de.wikipedia.org/wiki/Engelberg
Engelberg (Wikipedia).
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