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Von der Marktgasse her |
Eingang zur Kloster-Kirche Muri (Aargau).
Das Kloster befindet sich in Muri im Kanton Aargau, im Zentrum der Region Freiamt. Das denkmalgeschützte Hauskloster der Habsburger ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen des Aargaus. Aufgrund seiner grossen historischen, architektonischen und kulturellen Bedeutung ist es als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft.
Eingang zur Kloster-Kirche von der Marktgasse aus. Die beiden Türme links und rechts tragen auf ihrer Spitze je ein Kreuz mit Strahlen. Der dritte Turm, hier fast verdeckt durch den «Trompeter-Engel», der auf der Spitze der Kuppel über dem achteckigen Kirchenraum sitz, der trägt interessanterweise einen Hahn. Die Klosterkirche ist dem Heiligen Martin von Tours geweiht und steht im Winkel zwischen Kreuzgang und Ostflügel. Der Eingang zum Kreuzgang befindet Sich im Vorraum der Kirche, von hier gesehen nach rechts.
Über die Jahrhunderte ist die Kirche äusserlich zu einer Einheit aus Romanik, Gotik und Barock verwachsen, gekennzeichnet durch kubische Strenge, reiche Gliederung und vielfältige Abstufungen. Die ältesten Teile reichen bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück; es handelt sich dabei um den Unterbau der beiden Kirchtürme, die Mauern des Querschiffs und des Chors sowie die Krypta.
Das Gebäude besteht überwiegend aus weiss verputztem Bruchsteinmauerwerk, hinzu kommen stellenweise Hausteine. Eine Vielfalt an Wandöffnungen gliedern den Baukörper. Das Oktogon besitzt grosse Thermenfenster, der Chor schmale rundbogige Lichter, das Querhaus ein spätgotisches Masswerkfenster und eine romanische Blendarkade. Der Nord- und der Südturm an der Westfassade (beide 1558 erbaut) sind bis zu den Wimpergen jeweils 32 Meter hoch. Prägend ist auch die 25 Meter hohe Kuppel über dem Oktogon. Dieser Kuppelzentralbau, das grösste Bauwerk dieser Art in der Schweiz, wird von einer Kugel bekrönt, auf der ein Posaunenengel steht. Über der Vierung des Querschiffs erhebt sich ein achtseitiger, im Jahr 1491 erbauter Dachreiter, der wegen des Hahns an der Spitze die schweizerdeutsche Bezeichnung «Güggelturm» trägt.
Mit wenigen Ausnahmen ist die heutige Innenausstattung im Rokoko-Stil gehalten und entstand zwischen 1743 bis 1750.
Die nächste Klosterkirche mit einem ähnlichen achteckigen Innenraum wurde vom selben Architekten erstellt und befindet sich im Elsass, die Abteikirche von Ottmarsheim. Die grösstenteils ebenfalls aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammende einstige Klosterkirche des Klosters Ottmarsheim (Benediktinerinnen) gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Romanik. Ihr Zentralbau in Form eines Oktogons hat sein Vorbild in der karolingischen Aachener Pfalzkapelle.
Um 1080 entstand zudem im Muri auch ein Frauenkonvent, der um 1140 nach Hermetschwil verlegt wurde. 1700/01 liess Abt Zurlauben ausserdem auf dem Lindenberg oberhalb von Muri das Schloss Horben errichten, als Sommersitz und Erholungsheim der Mönche.
Der Grosse Rat des Kantons Aargau beschloss 1841 die Aufhebung der damals bestehenden acht Klöster des Kantons, darunter auch die von Muri. 1845 übersiedelten Abt und Konvent in das ehemalige Augustinerkloster Gries bei Bozen. Die Benediktiner von Muri übernahmen gleichzeitig die Leitung des Kollegiums Sarnen (heutige Kantonsschule Obwalden). Der Konvent von Muri lebt bis heute in Gries und in Sarnen weiter. 1941 wurde die Klosterkirche an die katholische Kirchgemeinde Muri übergeben. Seit 1960 ist eine kleine Gruppe wieder im Hospiz in Muri ansässig. Das Kloster Muri beherbergt die älteste und die neueste Familiengruft (1971 Exkaiserin Zita, resp. nur ihr Herz) der Habsburger.
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Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1027 durch Ita von Lothringen und ihren Ehemann, den habsburgischen Grafen Radbot. Fünf Jahre später begannen die ersten, aus Einsiedeln entsandten Mönche mit dem Aufbau der Abtei. Etwas mehr als hundert Jahre lang war Muri ein Doppelkloster, bis sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts das Benediktinerinnenkloster Hermetschwil abspaltete. Die Abtei erwarb Güter und Rechte in den heutigen Kantonen Aargau, Luzern, Thurgau und Zürich. Nach der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 lösten die Eidgenossen die Habsburger als Schirmherren ab. Nach internen Reformen stieg Muri im 17. Jahrhundert zur reichsten Abtei der Schweiz auf, erhielt 1701 den Rang einer Fürstabtei und erwarb daraufhin ein Herrschaftsterritorium am Neckar. Der Niedergang begann 1798 mit dem Franzoseneinfall und den darauf folgenden politischen Umwälzungen. 1841 hob der Kanton Aargau das Kloster auf und löste dadurch den Aargauer Klosterstreit aus, der heftige innen- und aussenpolitische Spannungen zur Folge hatte. Die Benediktiner zogen einerseits nach Sarnen, um dort am Kollegium zu unterrichten, andererseits nach Gries bei Bozen, wo sie 1845 die Abtei Muri-Gries gründeten.
Den Kern der weitläufigen Klosteranlage bildet die Klosterkirche St.Martin, die bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurückreicht. Prägend sind die drei Türme sowie das Oktogon, der grösste Kuppelzentralbau der Schweiz. Der daran anschliessende Kreuzgang enthält einen kunsthistorisch bedeutenden Glasgemäldezyklus, das Klostermuseum und eine Ausstellung mit Bildern des Malers Caspar Wolf. Von besonderer Wichtigkeit ist die Loretokapelle, deren Gruft seit 1971 als Begräbnisstätte der Habsburger dient. Das grösste Gebäude des Klosters ist der Ende des 18. Jahrhunderts entstandene Lehmannbau, dessen Ostflügel die längste klassizistische Fassade des Landes besitzt.
Heute ist das Kloster Muri ein kulturelles Zentrum von überregionaler Bedeutung. Dazu tragen vor allem die fünf Orgeln der Klosterkirche bei, die regelmässig für Konzerte genutzt werden. Die Nutzung der übrigen Gebäude ist vielfältig (Schule, Bezirks- und Gemeindebehörden, öffentliche Bibliothek, Fachbibliothek und Pflegeheim).
Hier einige Internet-Links mit interessanten Informationen das Kloster Muri:
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Der Muri-Amthof in Bremgarten, die ehemalige Lehensverwaltung des Klosters Muri
Eine im Freiamt bekannte Sage erzählt vom «Stifeliryter». Dabei handelt es sich um einen jähzornigen, scheinheiligen und raffgierigen Schaffner (Verwalter) des Klosters Muri, der hoch zu Ross und in grossen Stiefeln die Landbevölkerung schikanierte. Eines Tages wurde er in einen Rechtsstreit mit einer Gruppe von Bauern verwickelt, woraufhin der Landvogt Recht sprechen musste. Als der Stifeliryter vor Gericht einen gotteslästerlichen Meineid schwor, fiel er augenblicklich tot um. Seither soll er als feuerspeiende Geistergestalt auf seinem Schimmel reitend die Gegend unsicher machen.
Graf Werner Ⅰ. war ein Unterstützer der Hirsauer Reform und konnte diese 1082 durchsetzen, nachdem er Abt Giselbert von St.Blasien um die Entsendung von Mönchen nach Muri gebeten hatte. Zur Reform gehörte auch die Bildung einer klostereigenen Domäne. Das Kloster Muri war nun ein Priorat St.Blasiens und wählte den Vogt selbst. Dieses Vorgehen bewährte sich jedoch nicht, da die zwei nacheinander gewählten nichthabsburgischen Vögte das Kloster nicht ausreichend schützen konnten. 1085 übernahm deshalb Werner Ⅰ. wieder die Schutzherrschaft. Um den Rechtsstand der Abtei (freie Abtwahl, Bindung der Vogtei an die Habsburger) zu legitimieren, verfassten Graf und Konvent ein auf 1027 zurückdatiertes «Testament», das Bischof Werner von Strassburg als Stifter des Klosters und Gründer der Habsburg bezeichnete. 1086 erlangte der Graf eine darauf basierende Urkunde, die er vom Kardinalskollegium bestätigen liess. Sein Sohn Albrecht konnte 1114 von Kaiser Heinrich Ⅴ. einen Freiungsbrief erwirken. Auf diese Weise entstand das «Amt Muri», in welchem die Habsburger nun anstelle der zunehmend bedeutungslos werdenden Lenzburger die Blutgerichtsbarkeit ausübten.
[Schon damals wurde also ganz offiziell betrogen.]
Wie heute ein Geschäftsbetrieb brauchte natürlich
das «Amt Muri» eine Verwaltung und ein Verwaltungsgebäude.
So kam das Städtchen Bremgarten AG zu seinem «Amtshof» des Klosters Muri.
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