Bannumgang Egg

Spaltenfluh

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Textautorin Katrin Brunner erscheint klein im Vergleich zu den gewaltigen Felsformationen der Spaltenflue.
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Text­auto­rin Kat­rin Brun­ner er­scheint klein im Ver­gleich zu den ge­wal­ti­gen Fels­for­ma­tio­nen der Spal­ten­flue.

Spielplatz der Riesen und ein Mord im Wald

Das Sil­ber­brün­ne­li liegt auf dem Weg vom al­ten Schul­haus im Bach­se­ner Wei­ler Thal­müh­le nach Nie­der­we­nin­gen. Es sind vom Rü­ti­hof je­doch knap­pe fünf Mi­nu­ten hin­auf in den Wald und zur Wald­quel­le mit der gross­zü­gi­gen Feu­er­stel­le. Der heu­te so fried­li­che Ort hat eine blu­ti­ge Ge­schich­te. So ha­be ein Wald­ar­bei­ter sei­nen Sohn mit­ge­nom­men in den Wald. Die­ser hat­te von sei­nem Pa­ten einen sil­ber­nen Löf­fel ge­schenkt be­kom­men, wel­cher der Va­ter nun für sich for­der­te. Sein Sohn wei­ger­te sich, und in sei­ner Wut stiess der Mann sein eige­nes Kind über die Kan­te der Spal­ten­flue. Die Lei­che des Kna­ben wur­de, zu­sam­men mit dem Sil­ber­löf­fel, beim Sil­ber­brün­ne­li ge­fun­den.

Die Fel­sen, wel­che sich bei der Quel­le be­fin­den, sind rund dreis­sig Me­ter hoch. Hier ha­ben sich of­fen­sicht­lich Rie­sen aus­ge­tobt und ih­re “Spiel­sa­chen” in Form von Baum­stäm­men und über­di­men­sio­na­len Stein­blöc­ken lie­gen ge­las­sen.

Der gröss­te Teil der Land­schaft süd­lich der Bel­chen­kreu­zung ist un­ver­fälsch­te Na­tur ge­blie­ben, mit statt­li­chen Wäl­dern, leicht ge­well­tem Kul­tur­land, ver­ein­zel­ten Hö­fen und mit den ver­schie­de­nen Quell­bäch­lein, die auch im troc­ken­sten Som­mer nicht ver­sie­gen. Fast schon ein klei­nes Na­tur­wun­der ist die Spal­ten­flue, tief im Wald ver­steckt, ganz na­he an der Kan­tons­gren­ze. Völ­lig un­er­war­tet wer­den dort die Hü­gel­wäl­der durch un­ge­wohnt mäch­ti­ge Na­gel­fluh­fel­sen un­ter­bro­chen.

Siehe auch: http://www.zurzibiet.net/http/regioplus.nsf/bac63b1264ab64abc1256bb40031fdaf/6e0cdccbab85b6b4c1256c5b002a2800?OpenDocument

Zürcher Unterländer

Katrin Brunner, 16.08.2016

Spielende Riesen und ein getöteter Knabe

Das Sil­ber­brün­ne­li im Egg­wald ist ein schö­ner Platz zum ver­wei­len. Da­bei ist die Ge­schich­te um die mitt­ler­wei­le dicht be­moos­te Was­ser­stel­le al­les an­de­re als ge­müt­lich.

Zu­ge­ge­ben, der Wald scheint et­was un­heim­lich. Dicht ste­hen die Bäu­me. Der Egg­wald, der ge­gen­über der Lä­ge­ren liegt, ist der gröss­te zu­sam­men­hän­gen­de Wald im Kan­ton Zü­rich. Rund 3,2 Ki­lo­me­ter führt der Weg vom End­bahn­hof Nie­der­we­nin­gen bis zum Ab­zwei­ger «Spal­ten­flue». Fast scheint es, als woll­ten die Bäu­me die Sicht ver­sper­ren auf die im­po­san­te Fels­for­ma­ti­on. Die­se Fels­spal­te, schon fast mehr Schlucht als Spal­te, teilt hier das Na­gel­flue­ge­stein. Hoch ra­gen links und rechts die Fel­sen gen Him­mel, der sich heu­te im schön­sten Blau zeigt. Un­ge­fähr 300 Me­ter wei­ter plät­schert das Sil­ber­brün­ne­li. Fried­lich und men­schen­leer.

Kindsmord aus Habgier

Hier al­so soll der hab­gie­ri­ge Wald­ar­bei­ter sei­nen Sohn hin­un­ter­ge­stos­sen ha­ben. Dies, weil die­ser ihm den Sil­ber­löf­fel, den er von sei­nem Pa­ten er­hielt, nicht ge­ben woll­te. Die Lei­che des Jun­gen, samt des Löf­fels, wur­de lan­ge nicht ge­fun­den. Sie lag bei einer Quel­le. Die­se trägt for­tan den Na­men «Sil­ber­brün­ne­li». Der Mör­der er­hielt sei­ne ge­rech­te Stra­fe. Eine selt­sa­me Krank­heit raff­te ihn da­hin. So er­zählt es die Sa­ge.

Ihr wah­rer Kern ver­liert sich im Dun­kel der Ge­schich­te. Dun­kel oder zu­min­dest sehr schat­tig ist es auch zwi­schen den Fel­sen der Spal­ten­flue. Quer lie­gen Baum­stäm­me in der Land­schaft. Grad so als ob hier Rie­sen ein Baum­stamm­wer­fen ge­übt hät­ten. Fel­sen und Stei­ne sind dicht­be­wach­sen mit wei­chem Moos. Ein Schä­del, so scheint es, liegt schein­bar de­ko­ra­tiv auf dem Moos. Nein, es ist doch nur ein Stück Na­gel­flue. Die Fan­ta­sie treibt hier mit den Be­trach­tern ih­re Scher­ze.

Ein Blick in die Hö­he lässt mit Farn be­wach­se­ne Spal­ten, Bal­ko­nen gleich, im Fels er­ken­nen. Das Sil­ber­brün­ne­li ist rund 300 Me­ter ent­fernt. Ein wei­ter Weg für ein schwer­ver­letz­tes Kind. Und doch soll dort die Lei­che des Kna­ben ge­fun­den wor­den sein. Die Bäu­me wei­chen hier zur Sei­te und ge­ben den Blick auf einen tol­len Pick­nick­platz frei. Sie schei­nen den hüb­schen Brun­nen, auch er über und über mit Moos be­deckt, zei­gen zu wol­len.

Siehe auch: www.zuonline.ch/dielsdorf/spielende-riesen-und-ein-getoeteter-knabe/story/15321661


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