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Vif
Tiffany Spiegel von Vif
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Martin Hauri v/o Vif
∗ 1940 — † 2011
1955 oder 1956 kam Vif mit seinen Eltern von Lichtensteig (Toggenburg), wo er in der Abteilung Yberg Pfader war, nach St.Gallen. Sein Vater war Pfarrer in Lichtensteig, jetzt aber pensioniert. Vif machte in St.Gallen sofort bei Hospiz mit, war auch mit Hospiz im Bula 1956 in den Freibergen. Bald war er Meuteleiter der Meute «Wattbach» in der Abteilung (damals noch ‘Stamm’) «Etschberg» (später «Ätschberg»).
Schulisch kam Vif in meine Klasse (3. Sek. im Bürgli). Auch wohnte er ganz in meiner Nähe. So wurden wir rasch unzertrennliche Freunde.
Zu dieser Zeit war Pfadi für meinen Vater noch ein absolutes Tabu-Thema. Er nannte das ‹Kinder-Militär›. Doch weil ich die ganze Freizeit immer mit Martin Hauri zusammen war, er aber am Samstag-Nachmittag ‹Übung› hatte, was mich wiederum störte, weil ich nicht dabei sein konnte, kam das entsprechende Verbot langsam ins Wanken. Schliesslich war mein Freund ja ein Pfarrerssohn; das konnte ja nicht allzu schlecht sein.
Bald war ich also sein Hilfsmeuteleiter, ging mit ins Herbstlager. Wir besuchten gemeinsam die kantonalen Ausbildungskurse und änderten unser Meutenprogramm danach hin zu einem Betrieb mit dem Dschungelbuch als Basis, was zu dieser Zeit etwas unüblich geworden war. Das war ein Riesenerfolg, und wir beide ergänzten uns perfekt bei dieser Tätigkeit. Die Meute wuchs in kurzer Zeit auf doppelte Grösse an. Es kam zu einem ‹Zulassungsstop› und zu Wartelisten für den Eintritt in die Meute. Die Wölfe verpassten kaum mehr eine Übung oder ein Lager, aus Angst, sie könnten nachher nicht mehr mitmachen. Bald blieb uns nichts anderes mehr übrig, als die Meute zu teilen. So entstand die Meute «Steinach» mit Vif als Meuteleiter, während ich weiter die Meute «Wattbach» führte. Beide hatten wir neue Hilfsmeuteleiter, arbeiteten aber weiterhin eng zusammen. Innert ein paar Monaten hatten wir aus einer Meute mit 12 Wölfen zwei Meuten mit je 18 Wölfen gemacht (an diese Limite [3 Rudel à 6 Wölfe] hielten wir uns nach der Teilung konsequent).
Tiffany Lampe von Vif
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Nach der Sekundarschule wechselten wir beide an die Kantonsschule St.Gallen, er in die technische Abteilung, ich ans Gymnasium. Schon vor der Matura gab Vif aber auf und wechselte ans Lehrerseminar in Rorschach, wo seine musischen Fähigkeiten besser zum Zug kamen. Damit hörten seine Aktivitäten bei Hospiz auf. Wir blieben aber Freunde und hatten all die Jahre Kontakt, natürlich unterschiedlich intensiv. Ich erinnere mich auch an eine Woche gemeinsamen Urlaubs im Burgund.
1956, in der Sommerferien der 3. Sek. (es war nach dem Bundeslager in den Freibergen, an dem Vif mit Hospiz teilnahm) konnten wir gemeinsam an einem Jugendlager auf der Nordsee-Insel Borkum mitmachen. Es war eine der von den Amerikanern bezahlten Befriedungsaktionen nach dem 2. Weltkrieg. Es waren je 20 Jugendliche aus Westdeutschland, der DDR und der Schweiz eingeladen zu diesem Ferienlager. Wir waren da im Erdgeschoss eines ehemaligen deutschen Fliegerhorsts (gleich beim Borkumer Hafen) einquartiert. Die Obergeschosse waren noch in zerbombtem Zustand.
Während der Sekundar- und Kantonsschulzeit halfen wir uns gegenseitig bei allen Aktivitäten aus, so bei Wolfslagern und anderen grösseren Anlässen. Wir machten aber auch gemeinsame Velotouren durch die Schweiz, wo wir dann etwa bei meinen oder seinen Verwandten übernachteten.
In den späten 1980er Jahren machten wir auch gemeinsam eine Woche Ferien im Burgund.
Die letzten paar Jahre lebte er — nach einem Hirn-Infarkt — in Pflege im Bürgerspital. Ob er sich noch an die alten Zeiten erinnerte und ob er mich wirklich noch erkannte, weiss ich nicht. Aber ich habe zwei wichtige Erinnerungen an ihn, einen Spiegel und einen Lampenschirm aus der Zeit, wo er das Atelier «Tre Fiori» am Blumenbergplatz hatte und Tiffany-Gegenstände herstellte. Damals konnte er seine künsterlische Seite voll ausleben. Er hat aber immer gezeichnet, gemalt und modelliert. Auch Theaterspiel und Pantomime hat ihn immer fasziniert. Das führte ihn auch zu Aufenthalten in Wien und USA.
Ohne Vif wäre ich nie zur Pfadi gekommen.
Chüngel